Die italientische Alternative/Electroclash-Künstlerin Tying Tiffany wirkt wie eine unnahbare Mischung aus weiblichem Vamp und geheimnisvollem, zartem Wesen. Und sie ist die Neuschaffung eben jener Ikonen und Diven aus den Fünfzigern und Sechzigern, die als Musen von Gesellschaft und Künstlern gleichermaßen verehrt wurden. Und sie schafft eine musikalische Welt, die ihre Persönlichkeit mit jedem Ton atmet.

Wenn ich an Italien denke fällt mir immer nur „Bunga, Bunga“ ein. 

Ich habe in den vergangen Jahren viel in Europa gespielt, war also für eine ganze Weile nicht in Italien. Die Regierung und die Politiker haben ihre Glaubwürdigkeit verloren. Italien war einmal ein Land, dass für Kunst, Geschichte, Talente, Filme und für eine wunderschöne Landschaft bekannt war und nicht für „Bunga, Bunga“.

Viele Menschen sind enttäuscht von dem Leben, dass sie führen müssen. Ich hoffe, dass Italien nach der Krise eine Wiedergeburt erleben wird und das die betrogene Generation wieder inspiriert wird und gute Chancen bekommt.

Du bist eine gleichermaßen talentierte Musikerin, DeeJanejane und Schauspielerin. Findest Du es schwierig zwischen diesen Rollen umzuschalten, oder ist das alles ein Business für Dich?

Meine Leidenschaft und Haupttätigkeit ist die Musik. Hier entfalte ich mich in vielen Bereichen, z.B. Meine Alben, Soundtracks für Filme oder Remixe für andere Künstler. Alles andere dient dazu meine Neugierde zu steigern, frei zu sein und meine Vorstellungs- und Schaffenskraft zu verbessern.

Ich denke, dass wir trotz verschiedener Kunstrichtungen eine gemeinsame Sprache sprechen. Die Gemeinsamkeit von Kunst und Musik ist, dass beide von Kreativität und Emotionen leben.

Kannst Du uns etwas über Dein neues Album erzählen? Hast Du die Songs wieder alle alleine geschrieben?

Das Album erzählt von den Mysterien der Nach und des Tages. Wenn die Nacht einbricht, gibt es einen Augenblick, dem sich niemand entziehen kann. Nämlich dann, wenn die beiden Extreme aufeinander treffen und sich ablösen.

Ich schreibe meine Musik selbst, weil ich einfach auch etwas eigenes haben wollte, zu dem ich singen kann und das ich mir auch anhören kann. Alles was ich schreibe und singe, entstammt einer wirklichen Erfahrung. In meiner Musik stecken jede Menge Emotionen und natürlich auch ein kräftiger Sound.

In Deutschland haben wir eine recht große Szene, was „New-Wave“-artige Musik angeht. Wie sieht es in Italien aus?

Alles was keine traditionelle Volksmusik oder Pop ist, findet in Italien vollständig im Underground statt. Da ist es schwer sich zu etablieren. Im Gegensatz zu Deutschland, wo Dark, New Wave, Metal und Gothic von Radiostationen gespielt wird, es verschiedene Magazine und thematische Festivals gibt. Wir haben nur ein offizielles Magazin in dieser Richtung und selten Veranstaltungen für dieses Genre. Aber es gibt viele Leute, die darauf stehen und gerne mehr Möglichkeiten hätten. Wahrscheinlich ist es in anderen Szenen auch so, aber glücklicherweise gibt es ein paar unabhängige Kanäle im Internet über die man sich verbreiten kann.

Wenn Du Präsidentin wärst, welche drei Dinge würdest Du ändern?

Solch eine Rolle würde ich nicht annehmen. Ich glaube nicht, dass eine Person für eine ganze Bevölkerung Entscheidungen treffen kann. Aber würde einige Dinge ändern. Mehr als drei!

1. Keine Kapitalgesellschaften oder Religionen
2. Abrüstung
3. Diese Welt ist einfach scheußlich, Mit zu vielen scheußlichen Leuten.

Das ist alles!

Interview: Markus Brixius Bilder: Band

Tying Tiffany – Dark Days, White Nights ist ursprünglich auf %POPSCENE% erschienen

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