Dein letztes Album, „Engtanz“, entstand in ländlicher Abgeschiedenheit in Italien. War das bei Deinem neuen Werk „Alles Ist Jetzt“ wieder so?

Nein,
das absolute Gegenteil war der Fall. Ich habe alles zuhause in
Hamburg geschrieben. Ich habe mir ein eigenes Zimmer eingerichtet und
alle möglichen Sachen – etwa ein Piano – reingestellt. Ich bin
sowieso so oft auf Tour und weg von meiner Familie, da dachte ich
mir, ich mach es diesmal daheim. Also hab ich morgens das Kind zur
Schule gebracht und dann angefangen, zu arbeiten.

War die Familie der einzige Grund, das Album in den eigenen vier Wänden zu schreiben?

Das
war tatsächlich der einzige Grund. Natürlich hab ich das Album
danach im Studio aufgenommen: in Berlin und Köln. Aber mir war
danach, den Koffer nicht zu packen und hier zu bleiben. Das hat ganz
gut funktioniert, ich musste mich aber erst daran gewöhnen. Denn
zuhause passiert auch immer noch viel anderes, was nichts mit der
Musik zu tun hat. Aber so konnte ich den ganzen Tag zuhause sein,
arbeiten und mittags kochen.

Die
Frage ist nicht originell, aber dennoch interessant: Mit welchen
Adjektiven würdest Du Dein neues Album umschreiben?

Hell,
tief, energetisch.

Ich
würde es größtenteils als beschwingt und vital bezeichnen und gar
nicht als so melancholisch wie es die meisten Alben der deutschen
Singer-Songwriter-Riege sind – sieht man mal von Deinen Songs
„Indianer“ und „Ich bereue nichts“ ab… Stimmst du dem zu?

Es
gibt bei mir immer ein dunkles und ein helles Album. Das ist keine
Absicht, sondern eine ganz normale seelische und körperliche
Reaktion. Im Nachhinein betrachtet war „Engtanz“ ein richtig
dunkles Album mit vielen Metaphern und Problemen in den Texten und
mit viel Tiefe.

Bei
„Alles Ist Jetzt“ hatte ich Bock auf Haltung, Lust auf Tanzen und
auch Tiefe. Aber letztlich kannst du das im Vorhinein nicht wirklich
planen. Ich freue mich über jedes Thema, das mich packt. Es muss für
jeden Song erst einmal einen Grund geben. Wenn ich diesen finde,
schreibe ich los. Ich musste teilweise recht herzlich lachen beim
Schreiben und dachte irgendwann: Das wird mein hellstes Album. Zudem
hatte ich Bock auf Bongos, neue, mutige Sounds und Energie.

Du
meinst Tiefe im Sinne von Tiefgründigkeit?

Ja,
im besten Falle schon. Man soll ja eigentlich selbst nicht so viel
über seine Musik sagen… Am liebsten wäre es mir allerdings, wenn
die Leute vor der Bühne stehen und ein schönes Texterlebnis haben,
also mit dem Text etwas verbinden, und sie dennoch extrem mit der
Hüfte wackeln würden. Das wäre gut.

Text: Peter Parker Bild: Tim Bruening

Bosse – Sein hellstes Album ist ursprünglich auf %POPSCENE% erschienen

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