Der erfolgreiche Künstler („The Voice Of Germany“-Gewinner 2013) aus Gemünden am Main ist 2019 wieder vorwiegend im Duo unterwegs. An seiner Seite: Der Musiker und Freund Tobias Niederhausen. Auf der „Lost And Found“-Tournee präsentieren sie bis in den Juni hinein einen anspruchsvollen Stilmix aus der langjährigen Karriere Kümmerts. Aufs Wesentliche reduziert, geht es von Blues über Soul und Pop bis hin zum Rock. Im Interview gewährt das Multitalent Einblicke in seine spannende Biografie.
Wo liegen deine musikalischen Wurzeln, welche Musiker und Bands haben dich geprägt?
Meine musikalischen Wurzeln liegen im Blues und Rock´n Roll. In meiner Jugend kamen dann noch Punk und Grunge hinzu.
Du bist Songwriter, Sänger und Gitarrist in Personalunion. Sind diese drei künstlerischen Bereiche für dich untrennbar miteinander verbunden?
Für mich persönlich ja, ich schreibe meine Songs mit der Gitarre. Ich habe übrigens zunächst Schlagzeug gelernt und später erst Gitarre.
Mit deiner Band Silent Cry hast du erste professionelle Erfolge feiern können, hast dich von ihr wegen deiner Solokarriere getrennt. Hast du diesen Entschluss jemals bereut?
Ja und nein, die Trennung hatte zwei Seiten. Gelegentlich haben mir die Aktionen mit den Musikern von Silent Cry gefehlt, daher gab es die ein oder andere kurze Reunion für zwei bis drei Shows, aber die anderen hatten auch ihre Pläne und Lebensentwürfe.
Zwischen 2007 und 2013 hast du zwei Alben in Eigenregie veröffentlicht und bist ausgiebig durch Europa getourt. Was gibt es von dieser Zeit Nennenswertes zu berichten?
Es war eine sehr harte und steinige Zeit mit wenig Komfort. Aber es war auch eine schöne Zeit, in der mich mein Vater, der früher selbst Musiker war, viel als eine Art Tourneemanager begleitet hat. Es waren sozusagen die musikalischen Lehrjahre für mich.
Deine Teilnahme an der dritten Staffel der Gesangs-Castingshow „The Voice Of Germany“ wurde zum großen Erfolg. Du hast im Dezember 2013 diese Staffel gewonnen. Bewertest du diesen Erfolg rückblickend als Segen oder auch als Fluch?
Eigentlich mehr als Segen. Es war mein Sprungbrett in eine höhere Liga und zu größerer Bekanntheit. Durch meinen Coach Max Herre und den Sieg öffneten sich schon Türen, nicht zuletzt kam es zur Zusammenarbeit mit Universal Music und der Four Artists Booking Agentur GmbH.
2015 hast du den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2015 gewonnen, den Sieg aber aufgrund gesundheitlicher Probleme der Zweitplatzierten Ann Sophie überlassen. Hast du in den letzten vier Jahren deine Angststörungen erfolgreich therapiert?
Mit Medikamenten und therapeutischer Behandlung habe ich diese Panikattacken recht gut in den Griff bekommen, aber gelegentlich bricht es dann doch mal wieder durch. Es ist ein stetiger Weg. Ich habe gelernt, mich nicht zu verbiegen, auch wenn es mit weniger Erfolg verbunden ist um dennoch in der musikalischen Landschaft relevant zu sein. Mit Universal Music und Four Artists arbeite ich seit 2019 nicht mehr zusammen. Ich habe meine eigene kleine Plattenfirma gegründet und in Sachen Booking arbeite ich mit einem alten Freund aus Würzburg zusammen, der die Agentur Stagekult betreibt.
2018 erschien mit „Lost And Found“ dein bislang letztes Album. Im Rahmen der „Lost And Found Acoustic Tour“ kommst du damit jetzt auf Tour, als Duo. Was für eine Art von Konzert können die Besucher erwarten?
Auf dem Album geht es darum, sich selbst zu verlieren und irgendwann wieder zu finden. In meinen Augen verfolgt jeder in seinem Leben einen vorgegebenen Pfad, von dem man immer wieder abkommt. Die einen weniger weit, andere schlagen komplett andere Routen ein, die einen ganz schön oft in die Irre führen und sehr steinig werden können. Es dauert manchmal eine Weile, diese Fehler zu erkennen und seinen Kurs zu korrigieren. Begleiten wird mich der Sänger/Gitarrist Tobias Niederhausen, ein langjähriger Wegbegleiter, mit dem ich schon vor „The Voice Of Germany“ Musik gemacht habe. Wir präsentieren die Stücke vom neuen Album in ursprünglicher Form, als wären sie nicht produziert worden.
Wie wichtig ist das Drumherum auf Tournee, wie hältst du es mit Catering, Unterkunft und Sightseeing. Spielt dies alles auch eine Rolle, oder gilt für dich das Motto „Music First“?
Ganz klar ´Music First´. Sightseeing machen wir so gut wie nie, sind ungerne in Hotels und fahren immer dann, wenn es die Entfernung zulässt, nach Hause. Und auf Tour ist mir heute extrem wichtig, dass wir uns alle gut verstehen. Als Duo haben wir nur einen Tourneemanager dabei, der auch das Merchandise macht, um den Rest kümmern wir uns mit dem örtlichen Tontechniker selber.
Engagierst du dich in irgendeiner Weise ehrenamtlich? Bei GoVolunteer e.V. aus Berlin wirst du als Botschafter für Vielfalt und Toleranz genannt.
Ich unterstütze die Kindertafel in Würzburg uns spiele dort gelegentlich mit der Inklusionsband Mosaik.
Das neue Jahr ist noch relativ jung, wie sehen deine künstlerischen Pläne für den Rest von 2019 aus?
Mit dem Duo und der Band sind wir bis in den Juni hinein unterwegs, danach wieder ab Herbst/Winter. Insgesamt wollen wir auch dem Ausland mehr Aufmerksamkeit widmen. Außerdem habe ich mit Tobias noch die Bluesrock-Band The Ron Lemons, mit der wir auch gelegentlich unterwegs sein werden. Und ich arbeite an neuen englischsprachigen Songs, wovon der ein oder andere bereits 2019 als Single erscheinen soll, das komplette Album dann 2020.
Text: Frank Keil | Bild: PR